

Mahlwerke lassen Botschafter staunen
Peter Tesch besucht das Langenaubacher Unternehmen Kreutz
Haiger-Langenaubach (uhk). Wenn Peter Tesch etwas an Deutschland beeindruckt, dann ist es die Tatsache, „dass man in kleinen Dörfern bedeutende Industrieunternehmen findet“. Eine dieser Firmen besuchte der australische Botschafter am Montag im Haigerer Stadtteil Langenaubach.
Denn die Mahlwerke Kreutz sind nicht nur ein international agierendes Unternehmen, durch ihre Mühlen ist in den vergangenen sechs Jahrzehnten ein beeindruckender Teil des fünften Kontinents gegangen und auf mü-Größe (Abkürzung für die Vorsilbe Mikro bei Einheiten) zermahlen worden: Fast zwei Millionen Tonnen, rund 800 000 Kubikmeter, des Minerals Zirkon hat das Langenaubacher Unternehmen seit Beginn der 50-er Jahre verarbeitet, davon wurde mehr als die Hälfte aus Australien importiert.
Die Firma Kreutz mahlt das Zirkon auf unterschiedliche Kornstärken und beliefert anschließend vor allem Unternehmen der chemischen und keramischen Industrie sowie Gießereien. Zwar habe man keine Kunden in Australien, erklärte dem Gast Geschäftsführerin Ulrike Kreutz, aber der nördlich des fünften Kontinents liegende Inselstaat Indonesien sei ein großer Abnehmer. „Da wird das Zirkon erst um die halbe Welt nach Deutschland transportiert und dann wieder zurücktransportiert“, staunten Peter Tesch und die für Wirtschaftskontakte in der Berliner Botschaft zuständige Investment-Managerin Johanna Harvey. Möglich gemacht hatte den Besuch des australischen Botschafters der Siegerländer Bundestagsab-geordnete Volkmar Klein (CDU), der in Berlin in der deutsch-australischen Gesellschaft mitarbeitet und vor 25 Jahren selbst längere Zeit für ein deutsches Unternehmen in „Down Under“ tätig war. Zufällig waren sich Klein und Tesch vor einiger Zeit auf dem Flughafen der australischen Stadt Perth begegnet und hatten verabredet, Unternehmen in Siegen und Umgebung zu besuchen, die geschäftliche Beziehungen nach Australien pflege.
„Seniorchef hat quasi mit einer Kaffeemühle angefangen“
Exportleiter Joachirn Schäfer und Betriebsleiter Winfried Stettner informierten den Gast über die wirtschaftlichen Strukturen auf dem umkämpften Zirkon-Markt, der sehr stark durch die Entwicklung in Asien beeinflusst werde . „Positiv wie negativ“, wie Ulrike Kreutz hinzufügte. Da blieb es nicht aus, dass Peter Tesch und Johanna Harvey auch wissen wollten, wie die Mahlwerke Kreutz durch die Wirtschaftskrise gekommen seien . „2009 war eines der schwierigsten Jahre in der Firmengeschichte“, erläuterte Joachirn Schäfer. Erstmals habe man Kurzarbeit einführen müssen. „Aber wir haben deshalb keine Mitarbeiter entlassen“, betonte Ulrike Kreutz.
Derzeit produzierten die Mahlwerke Kreutz mit 100 Mitarbeitern in Produktion und Verwaltung in drei Schichten unterschiedlich fein gemahlene Mineralien für verschiedene Sparten, darunter neben den genannten Branchen auch noch für die Hersteller von Lacken und Farben, von Email und für die Dentalindustrie.
Zurzeit werde der ZirkonWeltmarkt vor allem von dem hohen Bedarf in China beeinflusst. „Wir könnten viel mehr Zirkon abnehmen als wir bekommen können“, sagte Joachim Schäfer. Erst nach der Erschließung weiterer Abbaugebiete werde sich in frühestens zwei bis drei Jahren die Situation wieder verbessern. Da Zirkon in der Keramik-Industrie vor allem für weiße und kratzfeste Oberflächen verwendet werde, hätten die großen Hersteller von Geschirr und Bad-Accessoires bereits reagiert und vermarkteten zurzeit vor allem dunklere Serien ihrer Produkte.
Bei einem Rundgang durch die Fertigung staunten Peter Tesch und Johanna Harvey ebenso wie Volkmar Klein über die großen Mühlen, in denen Kreutz seit vielen Jahren die Mineralien zerkleinert. Dabei, und das fand der australische Botschafter wieder beeindruckend, .,hat unser Seniorchef damals quasi mit einer Kaffeemühle angefangen“, ließ Joachim Schäfer den Gast wissen.
